Grünabfall-Tour im Val-de-Ruz
Christian Weber gehörte zu den Ersten, die den Gemeinden anboten, die Grünabfälle der Einwohnerinnen und Einwohner zu sammeln und zu kompostieren. Das Volumen dieser Tätigkeit hat kontinuierlich zugenommen. Doch dies hindert ihn nicht daran, weiterhin Ziegen zu züchten und die Produkte seines Bauernhofs zu verkaufen.
In der Luft liegt der angenehme Duft von frisch umgedrehtem Kompost. Im Val-de-Ruz können die Bio-Bauern seit einigen Jahren dieses qualitativ hochwertige Düngemittel einsetzen, das ihnen kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Dies haben sie dem visionären Landwirt Christian Weber zu verdanken. Dieser hat vor 20 Jahren in Les Vieux-Prés auf 1050 Metern über Meer auf seinem Bauernhof eine der ersten Plattformen für die Kompostierung eingerichtet.
Regionaler Absatz der Produkte
Christian Weber stammt aus dem Kanton Bern. Sein Vater war Agronom und sein Grossvater Landwirt. 1983 übernahm er einen kleinen Bauernbetrieb in Les Vieux-Prés NE auf über 1000 Metern über Meer. Milchziegen, Käseherstellung, Anbau von Heilkräutern und Bio-Zertifizierung: Christian Weber setzt auf eine sanfte, extensive Landwirtschaft und will seine Produkte in der Region verkaufen. Damit kann er einen gewissen Mehrwert erzielen: «Ich wollte schon immer die Kontrolle über meine gesamte Produktions- und Vertriebskette haben, von der Erzeugung der Produkte bis zum Verkauf des Resultats meiner Arbeit an die Konsumentinnen und Konsumenten.»
Ist es das raue Klima des Neuenburger Juras, das ihn zu innovativem Handeln veranlasst? Fest steht jedenfalls, dass Christian Weber und seine Familie mit ihrem acht Hektaren grossen Betrieb, den sie im kleinen Dorf Les Vieux-Prés im Val-de-Ruz führen, schon früher ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten. Als Landwirt eines Hofs mit Bio-Zertifizierung kompostierte Christian Weber seit jeher seinen Mist. 1991 kam er auf die Idee, den umliegenden Gemeinden seine Dienste für die Kompostierung des Grünabfalls anzubieten.
Sammlung des Grünabfalls von 8000 Einwohnerinnen und Einwohnern
Das Einsammeln der Grünabfälle hat sich rasch entwickelt. Am Anfang umfasste die Grünabfall-Tour nur einige Dutzend Häuser. Mittlerweile sammeln Christian Weber und seine Lebenspartnerin Stefanie Bögli die Grünabfälle von 8000 Einwohnerinnen und Einwohnern in vier Gemeinden des Val-de-Ruz. Dies ergibt insgesamt 800 Tonnen pro Jahr, wobei sie für ihre Dienstleistung zwischen 215 und 240 Franken pro Tonne erhalten. Der Grünabfall wird vier Mal pro Woche am Vormittag eingesammelt. In jeder Gemeinde wird eine Tour durchgeführt. Für die Sammeltour hängt Christian Weber einen speziellen Wagen an seinen Traktor an. Beim Einsammeln wird er von einem Kollegen aus dem Val-de-Ruz unterstützt. Die Kompostierung des Grünabfalls, der regelmässig gewendet wird, erfolgt auf Grundstücken, die von Landwirten der betreffenden Gemeinden zur Verfügung gestellt werden. Als Gegenleistung können sie die Komposterde kostenlos verwenden.
1993 wurde die Initiative von Christian Weber, die damals noch sehr innovativ war, mit dem neu geschaffenen agroPreis ausgezeichnet. «Seither konnten zahlreiche Landwirte auf beiden Seiten der Saane ihre Tätigkeit dank der Kompostierung diversifizieren.» Das Preisgeld von 5000 Franken, das Christian Weber zusammen mit dem agroPreis erhielt, investierte er umgehend in Arbeitsmittel für seinen Hof und in die Suche nach neuen Innovationen.
Für Christian Weber kommt es nicht in Frage, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Im Gegenteil, er überlegt weiterhin unentwegt, was sich an seinem Landwirtschaftsbetrieb noch verbessern liesse. «Das Ziel besteht darin, einen Mehrwert zu schaffen und gleichzeitig eine gute Lebensqualität zu erhalten.» Deshalb haben Christian Weber und seine Partnerin beschlossen, die Herstellung von Ziegenkäse aufzugeben, weil sie zu zeitaufwendig ist. Sie haben auf Mutterziegenhaltung umgestellt und züchten jetzt Burenziegen. «Wir verkaufen rund 30 Zicklein pro Jahr an Privatpersonen und Restaurants in der Region. Es besteht eine recht grosse Nachfrage nach Zickleinfleisch, vor allem im Frühjahr.»
Im Übrigen ist die Landwirtschaft für Christian Weber auch eine Möglichkeit, um im Bereich der umweltfreundlichen Energien voranzukommen. So hat er auf seinem Betrieb selbstverständlich Solarpanels installiert. Ausserdem hat er in den letzten Jahren eine Gruppierung von Landwirten initiiert, die in der Region Joux du Plâne oberhalb von Dombresson NE einen Windpark errichten möchten. «Die Landwirtschaft ist prädestiniert, um umweltfreundliche Energie zu erzeugen.»
Informationen zum Projekt
Seit 20 Jahren sammeln und kompostieren Christian Weber und seine Lebenspartnerin Stefanie Bögli im Val-de Ruz die Grünabfälle von über 8000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die auf diese Weise gewonnene Komposterde wird den Bio-Bauern der Region kostenlos zur Verfügung gestellt. Christian Weber und Stefanie Bögli sind eigentliche Vorreiter in diesem Bereich. Im Weiteren züchten sie Burenziegen für die Produktion von Zickleinfleisch, und seit einiger Zeit engagieren sie sich auch im Bereich der erneuerbaren Energie.