Von der Zuckermelone zum Solarmodul
Hester und Daniel Rutschmann machen keinen Hehl daraus, dass sie ein wenig neben der Spur unterwegs sind. Aber was sie anpacken, hat Erfolg. einst machten sie Furore mit ihrem Melonenanbau. Heute investieren sie in die Solartechnik.
1998 gründeten Daniel und Hester Rutschmann zusammen mit einer gewissen Familie Jucker und fünf anderen Produzenten die Rafzerfelder Regio GmbH. Sinn und Zweck dieser Verbindung war die professionelle Vermarktung von Melonen und Kürbissen. Vor allem der Anbau von Melonen im grossen Stil war damals ein Novum. Daniel Rutschmann, auf dem Hof «im Band» in Hüntwangen aufgewachsen, übernahm die Geschäftsleitung der GmbH und überliess nichts dem Zufall. Bald merkte er, dass der Erfolg nur mit enormem Einsatz und einem noch besseren Marketing erfolgen konnte. Ganz gezielt setzte er die Presse ein, um über die Novitäten zu berichten. Und mit dem ersten Aufsehen, das die GmbH so erlangte, gelang es den Jungunternehmern auch, auf die Lieferantenlisten der Grossverteiler zu kommen. Bald waren die Melonen und Kürbisse aus dem Rafzerfeld in aller Leute Mund – im wortwörtlichen Sinn.
Nächtelange Marktrecherche
Wo und wann immer möglich, suchten Rutschmanns und ihre Weggefährten den persönlichen Kontakt mit den Kunden, reisten an Märkte und bauten mitten in Zürich ihre Verkaufsstände auf. Dazu recherchierten sie nächtelang, wie sich der Markt entwickelt, was er verlangt und wo investiert werden sollte. Dass dieses Pensum überhaupt bewältigt werden konnte, hat auch damit zu tun, dass die holländischen Eltern von Hester Rutschmann in die Nachbarschaft gezogen waren und die jungen Leute unterstützten.
Kaum war die GmbH gegründet, meldete Daniel Rutschmann die Innovation mit den Melonen und der Vermarktungsgesellschaft für den agroPreis an. Dass sie gewinnen könnten, damit habe er nicht gerechnet, sagt er bescheiden. Wobei: So, wie Daniel Rutschmann durchs Leben geht– er überlässt nur wenig dem Zufall –, muss er damit gerechnet haben. Wie dem auch sei: Die Freude am Gewinn sei gross gewesen und das Preisgeld sei direkt in die Werbung geflossen, erzählt er. Und er gibt auch zu, dass er sich immer mehr als Geschäftsmann denn als Bauer gefühlt habe. Zehn Jahre sass er der Regio GmbH vor, half mit, als Juckers eine AG gründeten und fortan unter dem Namen «Jucker FarmArt AG» die Vermarktung von Melonen und Kürbissen vorantrieben.
Rafzerfelder Solar GmbH
Und dann kam der Schnitt. «2008 besann ich mich zurück und stieg aus», sagt er. Die Aufbauzeit sei endgültig abgeschlossen gewesen, und er habe gespürt, dass für ihn die Zeit für neue Herausforderungen angebrochen sei. Rutschmann überlegte, dass er – im schlimmsten Fall – von seinem angestammten Hof leben möchte. Er, der früher schon mal Hanf angebaut hatte, pflanzte wieder vermehrt Tabak an und baute einen riesigen Stall für Mutterkühe. Und aufs Dach montierte er eine leistungsstarke Photovoltaik-Anlage, eine mit einer Kapazität von 100 Kilowattstunden. Dass er und seine Frau Hester mit solchen Ideen und Vorgehensweisen nicht immer nur Lob ernten, ist klar. Den beiden aber ist das völlig egal. Sie haben gelernt, sich durch den Behördendschungel zu kämpfen und Widerstände auszuhalten. Und sie sind stolz darauf, dass alles, was sie heute besitzen, selber erwirtschaftet wurde. Dass Rutschmanns fortan das Geschäft mit der Sonnenenergie aktiv nutzen wollen, ist nichts als eine logische Folge des Tatendrangs, den die beiden auch nach fast zwanzigjähriger Schufterei verspüren. Aus der Rafzerfelder Regio GmbH, die einst den agroPreis gewonnen hat, ist nun die Rafzerfelder Solar GmbH geworden. Gut möglich, dass auch dieses Unternehmen dereinst vom Erfolg gekrönt sein wird.