Eine schöne Anerkennung für einen Bereich, der im Trend liegt
Die Vertragslandwirtschaft gibt es in der Westschweiz schon seit 30 Jahren. Alle diesbezüglichen Projekte werden vom Verband erhoben und zusammengefasst. In letzter Zeit hat der Verband lokalen Initiativen die Möglichkeit gegeben, ihren Bekanntheitsgrad in der Öffentlichkeit zu verbessern. Die Bewegung erzielt auf diese Weise immer grössere Erfolge bei den Konsumentinnen und Konsumenten, sowohl in den Westschweizer Städten als auch auf dem Land.
Der Verkauf von Gemüse und Früchten, aber auch von Mehl, Fleisch und anderen Lebensmitteln über ein im Voraus bezahltes Abonnement ist ein etabliertes Angebot. Die Kundinnen und Kunden sind auch eingeladen, in den Landwirtschaftsbetrieben selber mitzuarbeiten. Die regionale Vertragslandwirtschaft (RVL) ist vor über 30 Jahren entstanden. Damals wurde mit den Jardins de Cocagne im Kanton Genf und mit dem Clef des Champs im Kanton Jura Pionierarbeit geleistet.
Das Prinzip ist einfach: Die Konsumentinnen und Konsumenten bezahlen ihr Gemüse im Voraus – grundsätzlich über ein Abonnement, das Anfang Jahr abgeschlossen wird. Dabei kommen faire Preise zur Anwendung, die dem Produzenten ein gewisses Einkommen sichern. In den letzten Jahren hat diese Art von Landwirtschaft in der Westschweiz einen sehr starken Aufschwung verzeichnet. In ihrer Studie zu dieser Thematik, die 2008 veröffentlicht wurde, erfasste Natacha Porcher rund 100 Westschweizer Landwirte mit einem entsprechenden Angebot sowie 5000 unterzeichnete Verträge und einen Umsatz von insgesamt rund 2,5 Millionen Franken.
Förderung der Initiativen
Angesichts des erzielten Erfolgs gründete im Frühjahr 2008 eine Gruppe von Anbietern aus diesem Bereich den Westschweizer Verband für regionale Vertragslandwirtschaft (FRACP). Dieser Verband hat das Ziel, RVL-Initiativen und das diesen Initiativen zugrundeliegende Prinzip – d. h. die Ernährungssouveränität – zu vereinen, zu koordinieren und zu fördern. «Unser Verband will die Zusammenarbeit zwischen den gegenwärtigen Projekten fördern und Unterstützung für deren Fortbestand leisten. Ausserdem will er die Kommunikation über die RVL gewährleisten und die Gründung neuer Betriebe begleiten», erklärt Natacha Porcher, Präsidentin der FRACP. Da die FRACP eine grosse gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung hat und eine grosse Zahl von Produzenten und Konsumenten einbezieht, wurde sie 2009 mit dem agroPreis ausgezeichnet. Dank dem Preisgeld von 20 000 Franken konnte der Verband einen Mitarbeiter für die Förderung der Vertragslandwirtschaft anstellen. Ausserdem konnte die Koordination der Initiativen noch stärker professionalisiert werden.
Schwieriger Zugang zum Landwirtschaftsland
Die FRACP hat derzeit 25 Mitglieder aus der Landwirtschaft. Dabei handelt es sich um private oder als Vereine organisierte Bauernhöfe, um landwirtschaftliche Genossenschaften und um weitere landwirtschaftliche Betriebe in institutioneller Form. Aufgrund ihrer Standorte und ihrer Grösse befinden sich diese Betriebe nicht in einer Wettbewerbssituation, sondern sie ergänzen sich gegenseitig. «Die RVL versteht sich als Alternative zum Gespann «hochproduktive Landwirtschaft – Grossverteiler», fährt Natacha Porcher fort.
Jedes Jahr werden mehrere Initiativen lanciert, wobei das nicht ohne Schwierigkeiten verläuft. «Das Hauptproblem für junge Leute, die keinen landwirtschaftlichen Hintergrund haben, und für Genossenschaften ist der Zugang zum Landwirtschaftsland», bedauert Natacha Porcher. Gleichzeitig erwähnt sie aber auch die grosse Solidarität, die zwischen den Initianten herrscht. Diese tauschen ihre Erfahrungen in den Bereichen Landwirtschaft und Arbeitsorganisation aus. «Bei den ersten RVL-Projekten handelte es sich hauptsächlich um gemeinsame Initiativen von Konsumenten und Produzenten. Mittlerweile haben zahlreiche Landwirte und Gemüsegärtner das Konzept übernommen und bieten auf vertraglicher Basis Lebensmittelkörbe an. Diese Anbieter weisen verschiedene Organisationsformen auf: GmbH, Verein, Genossenschaft usw. Der Einbezug und die Mitwirkung der Konsumentinnen und Konsumenten unterscheiden sich von Initiative zu Initiative», erklärt Natacha Porcher. Sie befürchtet nicht, dass es sich bei der RVL nur um eine Modeerscheinung handelt: «Die ersten Projekte funktionieren mittlerweile seit etwa 30 Jahren recht gut! Rund um die grossen Agglomerationen besteht noch ein riesiges Entwicklungspotenzial. Denn es gibt immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten, die sich mit Lebensmitteln aus der Region und saisongerecht ernähren möchten.»
Die FRACP plädiert für die Entwicklung von kleinen Strukturen. Diese bieten echte soziale Kontakte und geben dem Kunden die Möglichkeit, entsprechend seiner Verfügbarkeit und seinen Fähigkeiten an der Seite des Produzenten mitzuarbeiten. Daraus resultieren ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen dem Konsumenten und dem Landwirt sowie eine bessere Rückverfolgbarkeit.
Informationen zum Projekt
Die vor rund 20 Jahren ins Leben gerufene regionale Vertragslandwirtschaft verzeichnet in der Westschweiz seit einigen Jahren einen starken Aufschwung. Doch wegen der landwirtschaftlichen und logistischen Erfordernisse und der Tatsache, dass zuerst verfügbares Landwirtschaftsland gefunden werden muss, gleicht die Realisierung eines Projekts in vielen Fällen einem Hindernislauf. Der 2008 gegründete Westschweizer Verband für regionale Vertragslandwirtschaft hat das Ziel, die Lancierung von Projekten zu unterstützen und diese Art des nachhaltigen Konsums zu fördern.