Ratlosigkeit, Misserfolge und ein gewaltiger Durchbruch
Ein steiniger Weg, sei es gewesen, erzählt Sepp Häcki, der zusammen mit seinem Sohn mittlerweile einige beachtliche Erfolge verbuchen konnte. Die Wertschöpfung, die ihm der agroPreis 2014 eingebracht hat, schätzt er als „sehr hoch“ ein.
Als Bauernbub auf einem abgelegenen Heimetli ist er gross geworden, der Sepp Häcki. Erst blieb er zusammen mit seinem Bruder auf dem elterlichen Hof – aber die Sehnsucht nach mehr als einem Darben in den Bergen war stark. So pachtete der Jungbauer schon früh zwei Schweinemastbetriebe – und erwarb schliesslich 1987 den bis dahin gepachteten Betrieb im Steini Kerns. „Aber schon 1994 kam der Schock: Als Folge der Abstimmung zum Gewässerschutz kam auch das Aus für meinen Betrieb“, erinnert er sich. Die Suche nach einem Weg begann von neuem.
Asiatische Pilze
Zwar arbeitete Sepp Häcki da auch noch als Zuchtberater und Aussendienstmitarbeiter einer Futtermittelfirma – aber so richtig gereicht hat das dem dreifachen Familienvater nicht. Tage- und nächtelang brütete er, was er mit der grossen Schweinehalle auf dem Berg anstellen könnte. Schliesslich meldete er sich für einen Kurs in Holland an: „Alternativen zu intensiver Tierproduktion“. In der Folge wälzte und rechnete Häcki etliche Projekte, von Kois über Wachteln bis hin zum Pilz. Und beim Sporengewächs blieb der Unternehmer schliesslich hängen. Champignons, wie sie in der Schweiz damals schon gezüchtet wurden, waren für ihn wegen der Lage und den Umständen nicht möglich. Also bestellte er Ende der neunziger Jahre erstmals mit Sporen asiatischer Pilze geimpftes Substrat in Deutschland und Holland – und zog die ersten Pilze im Obergeschoss seiner Schweinehalle. Im unteren Teil tummelten sich nach wie vor Ferkel.
Der lange Weg zum eigenen Substrat
Endlich war es soweit, dass Häcki pro Woche 30 Kilogramm Pilze ernten konnte. Ein lächerlicher Ertrag. Und doch gab der findige Landwirt die Sache nicht verloren. „Ich hatte mal ausgerechnet, dass ich ein gutes Auskommen haben könnte, wenn jeder Schweizer nur einen Viertel Kaffeelöffel getrockneter Pilze konsumieren würde“, sagt er und lacht. Weniger zum Lachen brachte ihn das gekaufte Substrat, das oft von schlechter Qualität war und nicht selten auf dem Kompost landete – ohne dass daraus ein Ertrag gewachsen wäre. Der Fall war für Häcki und seinen Sohn Patrick, der sich mittlerweile an der Firma beteiligt hatte, klar: „Wir mussten herausfinden, wie man eigenes Substrat herstellt.“ Von Hand war das bald einmal klar – automatisch aber, und das war Häckis Ziel, verbuchten die Schweizer Pioniere einen Rückschlag um den anderen. „An Knowhow zu kommen war praktisch unmöglich“, kommentiert Sepp Häcki, der auf allen möglichen Kanälen Infos zu sammeln versuchte.
Erst 2012 gelang schliesslich der Durchbruch: Häckis konnten erstmals vollautomatisch Pilzsubstrate herstellen, die qualitativ einwandfrei waren und in denen die eingeimpften Sporen aus Belgien auch wirklich gediehen. Mittlerweile lagern im einstigen Schweinestall 450 Tonnen Substrat – Häcki rechnet mit einem Ertrag von 15 bis 20 %, also mit 90 Tonnen Pilzen pro Jahr. Abnehmer sind Grossverteiler und Gastbetriebe. Und Häcki, der seinen Saustall mit einer tausend Quadratmeter Photovoltaikanlage ausgerüstet hat, denkt an einen Neubau unten im Tal. Zudem konnte bereits einen eigens gebauten Substratautomaten nach Holland verkaufen. Der steinige Weg von einst scheint sich zur Überholspur zu entwickeln? Häcki bleibt vorsichtig: „Es geht uns gut, aber wir dürfen auf keinen Fall nachlässig werden.“ In seinem Betrieb teilen sich diverse Mitarbeiter aus der Landwirtschaft mittlerweile rund 900 Stellenprozente.