«La Ferme» in Yverdon, eine richtige Success Story
Innerhalb von 16 Jahren hat sich «La Ferme» in der Westschweiz zu einem erstrangigen Anbieter von landwirtschaftlichen Produkten aus der Region entwickelt. Die Kundinnen und Kunden kommen von weit her, um dort Spezialitäten aus dem Waadtland zu beziehen. Diese werden im Stadtzentrum von Yverdon-les-Bains VD geschmackvoll und originell zum Kauf angeboten.
Hinter den Kulissen von «La Ferme» in Yverdon-les-Bains geht es zu und her wie in einem Ameisenhaufen: Auffüllen von Salatkisten, Zusammenstellung von kalten Fleischplatten für einen Apero, Zubereitung von «Lunchs» für Unternehmen, Zusammenstellung von Geschenkkörben mit regionalen Produkten usw. Die zwölf Angestellten dieses Unternehmens in Yverdon haben sehr viel zu tun.
Der Chef von «La Ferme», Gérard Roy, nimmt sich trotzdem Zeit, um auf die Entwicklung während der letzten Jahre zurückzublicken: «Mitte der Neunzigerjahre durchlief die Landwirtschaft eine bewegte Zeit mit Blockaden von Supermärkten, Demonstrationen im Zusammenhang mit den GATT-Übereinkommen usw. Es zeigte sich klar, dass sich die Einstellung der Konsumentinnen und Konsumenten gegenüber ihrer Ernährung zunehmend veränderte.»
Damals war Gérard Roy 32 Jahre alt. Er arbeitete allein auf einem Bauernhof in Vuiteboeuf VD. Dieser Betrieb, den er von seinen Eltern übernommen hatte, bestand aus rund 20 Hektaren Ackerkulturen. «Mir war völlig klar, dass meine Zukunft als Landwirt angesichts der Grösse des Betriebs und der Liberalisierung der Märkte immer unsicherer wurde.»
Die Anfänge des Direktverkaufs
Auf einer Reise ins Aostatal mit der Dorfjugend hat es bei Gérard Roy Klick gemacht. «Dort vermarkteten die Bauern ihre Produkte direkt an die Touristen. Sie hatten erkannt, dass sie sich mit dem Direktverkauf ein angemessenes Einkommen verschaffen konnten.» Damals steckte der Direktverkauf in der Schweiz noch in den Kinderschuhen. Deshalb konnte sich der Landwirt aus dem nördlichen Waadtland nicht auf die Erfahrungen von Berufskollegen abstützen. «Die Lancierung des Direktverkaufs auf dem Bauernhof ist ein schwieriges Unterfangen. Denn das Produktsortiment ist eingeschränkt, und man muss sich an feste Öffnungszeiten halten, was für einen Landwirt fast unmöglich ist.»
Dies brachte Gérard Roy auf die Idee, verschiedene regionale Produkte zusammenzufassen und in einer Verkaufsstelle in einem städtischen Zentrum zum Kauf anzubieten. Gesagt, getan: Im Dezember 1996 eröffnete er «La Ferme», das erste Geschäft mit landwirtschaftlichen Produkten aus der Region. Er hatte eine gute Geschäftslage im Zentrum von Yverdon-les-Bains an der Strasse zum Thermalbad gefunden. Gemüse, verschiedene Brotsorten, Fleischwaren, Eier: Der innovative Unternehmer bezog die Produkte bei 26 Produzenten aus der Region und baute sein Sortiment schrittweise aus. «In den Bereichen Geschäftsführung und Marketing hatte ich damals überhaupt keine Erfahrung. Wie werden Produkte am besten präsentiert? Was soll mit der nicht verkauften Ware geschehen? Wie erstellt man ein Budget? Welche Preispolitik soll verfolgt werden? Ich musste alles von Grund auf lernen!»
Zwei Jahre danach wurden der Mut von Gérard Roy und der innovative Charakter von «La Ferme» mit dem agroPreis belohnt. «Die Preissumme von 10 000 Franken wurde umgehend in den Betrieb investiert, vor allem um verschiedene Aspekte des Marketings zu verbessern.» Ein Drittel des Preisgelds wurde für Werbung einsetzt. Mit dem restlichen Betrag konnte Gérard Roy einen Ausstellungsstand am Comptoir Suisse in Lausanne finanzieren. «Das mit dem agroPreis verbundene Preisgeld war jedoch zweitrangig. Von Bedeutung für ‹La Ferme› war dieser Preis in erster Linie, um den Bekanntheitsgrad in der breiten Öffentlichkeit zu steigern.»
140 000 Kundinnen und Kunden pro Jahr
Mittlerweile verzeichnet das Geschäft, in dem Produkte von 90 Waadtländer Landwirten und Handwerkern verkauft werden, jährlich 140 000 Besucherinnen und Besucher. Die Kundschaft besteht sowohl aus älteren Menschen, die sich über das Angebot an Produkten aus vergangenen Tagen freuen, als auch aus jungen Leuten, die Wert auf saisongerechte Lebensmittel aus der Region legen. «Unsere Kundinnen und Kunden wissen genau, dass wir hohe Anforderungen an die Qualität der Produkte, an ihre Herkunft und an die Bedingungen stellen, unter denen sie hergestellt, geerntet und gelagert werden», versichert Gérard Roy. «Was unsere Lieferanten betrifft, bemühen wir uns, gemeinsam einen fairen Preis festzulegen.»
Der Erfolg von «La Ferme» ist zweischneidig: Gérard Roy will um jeden Preis verhindern, dass sich sein Geschäft zu einem «Supermarkt mit regionalen Produkten» entwickelt. «Wir verkaufen ausschliesslich saisongerechte Produkte aus dem Waadtland.» Und das funktioniert bestens: Ein Beleg dafür sind die 6000 Geschenkkörbe, die 2011 zusammengestellt und verkauft wurden.
Informationen zum Projekt
Gérard Roy, der im nördlichen Waadtland einen kleinen Bauernhof betrieb, eröffnete 1996 «La Ferme». Dabei handelt es sich um ein Geschäft in Yverdon-les-Bains VD, in dem Eier, Fleischwaren, Früchte und Gemüse verkauft werden. Diese werden von Landwirten aus der Region produziert. Das Unternehmen hat sich gut entwickelt und beschäftigt heute rund zwölf Angestellte. Den Kundinnen und Kunden werden regionale Produkte angeboten, die von 90 Landwirten und Handwerkern hergestellt werden.